Was kommt morgen?

„Den analogen Kontakt zum Gast im Restaurant ersetzt Digitalisierung nicht ...“

Jan-Peter Wulf

Jan-Peter Wulf ist Fachjournalist für Gastronomie, bloggt auf www.nomyblog.de über Gastronomie- und Food-Trends, hält Vorträge für Branchenunternehmen und -verbände und bietet Trendtouren durch Berlins Food-Szene an.

  • Interessante Leute zum Mittagessen kennenlernen: Das geht mit der App LetsLunch

  • Der nächste Trend: selbstgemachte alkoholfreie Getränke, zum Beispiel aus Pilzen.

Impulse, Ideen, Konzepte

Interview mit Szenekenner Jan-Peter Wulf

Man stellt sich vor, dass Sie als Gastronomie-Szenekenner in den Genuss außergewöhnlicher Momente kommen. Welches Gastronomie- oder Kulinarik-Erlebnis hat Sie in letzter Zeit persönlich begeistert?

Am schönsten ist es eigentlich, wenn ich einen Gastronomen persönlich kennenlerne – zum Beispiel im Rahmen eines Interviews – und ein anderes Mal dann in dessen Restaurant zu Gast bin. Kürzlich zum Beispiel das Berlin-Kreuzberger La Lucha von Max Paarlberg: ein junger, dynamischer Gastro-Unternehmer, den ich für ein Fachmagazin porträtiert und bei dem ich dann privat einen Tisch reserviert habe. Das Erlebnis ist ein anderes, wenn man die Idee des Kopfes hinter dem Konzept kennt.

Erlebnisgastronomie, neue Einfachheit oder nur noch „to go“: Welche neuen gastronomischen Konzepte kristallisieren sich aktuell heraus?

Um das Bild des Kristalls aufzugreifen: Wir erleben zurzeit ein Funkeln in vielen Farben: von rein regional bis zu peruanisch oder hawaiianisch, von frischen und gesunden Mittagskonzepten bis hin zu Restaurants, die ein kalorienreiches Frühstück mit Pancakes, Bacon und Eggs Benedict 24 Stunden am Tag servieren. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass „die Farbe“, in der ein Konzept strahlt, klar und deutlich ist. Sprich: Alleinstellungsmerkmale sind gefragt. Von allem ein bisschen, für jeden was dabei, das funktioniert – zumindest bei Neukonzepten – nur noch in Ausnahmefällen.

Die „LetsLunch App“ organisiert Treffen mit interessanten Leuten während der Mittagspause. Wo und wie werden Digitalisierung und Gastronomie in Zukunft noch zusammenkommen?

Sie werden im gesamten betrieblichen Ablauf zusammenkommen! Reservierung, Schichtplanung, Einkaufsprozesse, Küchen- und Kühltechnik ... alles wird digital. Das hat viele Vorteile. Es hilft zum Beispiel Kosten bei Energie und Wareneinsatz zu sparen, wirkt aber auch erlösseitig: Mit den Daten, die ich aus der Tischreservierung und dem Kassensystem generiere, weiß ich besser, wer meine Gäste sind, wie oft sie zu mir kommen, was sie mögen. Ich kann damit, wie es andere Branchen längst tun, mein ganzes Marketing effektiver gestalten, die „Customer Journey“ abbilden und letztlich mehr Umsätze generieren. Übrigens: Den analogen Kontakt zum Gast im Restaurant ersetzt Digitalisierung nicht. Er wird eher noch wichtiger. Wir kleben schließlich alle den ganzen Tag vor Bildschirmen – die echte Begegnung von Mensch zu Mensch in der Gastronomie ist eine kleine Auszeit.

Und welche Food-Trends können wir demnächst genießen?

Sehr spannend finde ich, was zurzeit im Bereich selbstgemachter alkoholfreier Getränke in der Gastronomie passiert. Hausgemachte Limonaden machten den Anfang, jetzt entwickeln Gastronomen wie Sebastian Frank aus dem Berliner Horváth spannende Kreationen aus Molke, Pilzen oder Bouillon, die unter anderem als Speisenbegleiter zum Einsatz kommen. Mal was anderes als immer nur Weine zu jedem Gang!

Weitere Infos: www.nomyblog.de

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Dieser Artikel ist Teil unseres Magazins "Welcome & Stay". Gerne können Sie sich dieses downloaden. Sie finden diesen Artikel auf Seite 10-11.

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