Wie wichtig sind zufriedene Mitarbeiter?

Oberstudienrat Bernd Kleinheyer ist Dozent der Fakultät für Wirtschaft und Gesundheit an der Fachhochschule Bielefeld in Deutschland. Er lehrt und forscht im Rahmen des EU-Erasmus-Projekts „Digital Transformation of Corporate Business“. Dabei beschäftigt er sich auch mit dem Thema „Return on Prevention“ und der Frage, wie Mitarbeiter auf Veränderungen vorbereitet und begeistert werden können.

„Zufriedene Mitarbeiter wirken sich nachhaltig auf den Erfolg eines Betriebs aus.“

Oberstudienrat Bernd Kleinheyer ist Dozent der Fakultät für Wirtschaft und Gesundheit an der Fachhochschule Bielefeld in Deutschland. Er lehrt und forscht im Rahmen des EU-Erasmus-Projekts „Digital Transformation of Corporate Business“. Dabei beschäftigt er sich auch mit dem Thema „Return on Prevention“ und der Frage, wie Mitarbeiter auf Veränderungen vorbereitet und begeistert werden können.

Interview

Viele Betriebe werden heute mit neuen Geräten und viel digitaler Technik ausgestattet, aber ein Garant für den Erfolg ist das nicht. Woran fehlt es?

Wenn ein Unternehmen neue Prozesse, neue Arbeitsläufe oder neue Geräte einführt, ist die grösste Hürde immer die Kommunikation mit dem Mitarbeiter. Das Unternehmen muss ihn für das Neue gewinnen, denn er ist es, der sich täglich mit den neuen Arbeitsabläufen oder Maschinen auseinanderzusetzen hat. Das Technische ist dabei nicht das Problem. Die grösste Hürde ist es, die Mitarbeiter für die neuen Prozesse und Arbeitsabläufe zu gewinnen. Es ist die Kommunikation und damit die Übertragung von den Vorstellungen der Geschäftsleitung auf die Mitarbeiter. Man kann diese neuen Dinge aber nicht einführen, ohne gleichzeitig an den Strukturen, dem Teambuilding und den Hierarchien zu arbeiten. Das ist ein schmerzhafter Prozess und kann nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. Man muss sich daher ein Konzept überlegen, um an den richtigen Stellen anzusetzen und die Mitarbeiter dafür zu gewinnen.

Wie muss denn mit dem Mitarbeiter kommuniziert werden?

Wichtig ist: Die Kommunikation darf nicht inhaltsleer sein. Man muss dem Mitarbeiter deutlich und glaubhaft vermitteln, dass die neuen Dinge seine Arbeit grundsätzlich nicht verändern werden, sondern dass beispielsweise die neuen Geräte und Arbeitsabläufe seine Routinetätigkeiten erleichtern und dadurch ein Vorteil für ihn entsteht. Das Unternehmen muss also den Willen haben, etwas in dem Sinne umzugestalten, dass die Mitarbeiter mitziehen. Es muss also das kommuniziert werden, was auch tatsächlich stattfindet. Das Stichwort „ganzheitlich“ ist sehr wichtig. Den Mitarbeitern muss es leicht gemacht werden, sich an die neuen Abläufe anzupassen. Man muss dafür Anreize schaffen, aber auch den Mitarbeitern die Freiheit geben, dabei Fehler zu machen. Dazu kommen Dinge wie ein vernünftiges Gesundheitsmanagement. Wenn man all das miteinander verknüpft, dann lautet die Botschaft beispielsweise an die Mitarbeiter einer neuen Inhouse- Wäscherei in einem Altenpflegeheim: „Wir regen eine Umstellung an und versuchen dafür eine Arbeitsumgebung herzustellen, die für euch attraktiv ist und das Wichtigste garantiert: die Pflege unserer Bewohner.“

Sie beschäftigen sich intensiv mit dem Thema „Return on Prevention“. Was ist damit gemeint?

Prävention bedeutet für mich vor allem eine vorbeugende Pflege der Mitarbeiter – und zwar langfristig. Das führt dann dazu, dass zufriedene Mitarbeiter viel motivierter die

Dienstleistungen und Services ihres Unternehmens unterstützen. Das wirkt sich dann nachhaltig auf den Erfolg des Betriebs aus. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter steigt nämlich, wenn man sie ganzheitlich betreut und pflegt. Und das überträgt sich sofort auf das komplette Betriebsklima. Ohne dass ich mit der Altenpflege völlig vertraut wäre, bedeutet das übertragen auf ein Altenpflegeheim: Das Wohlbefinden der Mitarbeiter ist ganz entscheidend für das Wohlbefinden seiner Bewohner. Nachhaltigkeit muss sich deshalb auf allen Ebenen der Organisation wiederfinden. Also auch dort, wo mit neuen Geräten täglich gearbeitet wird. Beispielsweise in einer Inhouse-Wäscherei.

Wenn die Mitarbeiter zufrieden sind, dann sind es auch die Bewohner?

Ja, natürlich. Das ist eine wesentliche Voraussetzung. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter, die täglich ihre Leistung erbringen, ist sehr entscheidend für das Wohlbefinden der Bewohner. Denn wenn sie häufig Kritik ausgesetzt sind, kleinlich fünf Minuten Verspätung nachgehalten werden und Hierarchien dominieren, dann drückt das die Stimmung und wird sich auch auf die Bewohner auswirken.

Wie schaffe ich denn zufriedene Mitarbeiter? Durch bessere Löhne?

Ja, auch! Aber nicht nur der Lohn ist entscheidend. Ebenso wichtig sind für die Mitarbeiter ihre Gesundheit, das soziale Klima im Betrieb, die Übertragung von Verantwortung, kurzum: ein hohes Mass an Respekt und Wertschätzung ihrer Arbeit. Das ist ganz entscheidend. //

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