Experimentieren für das Hotel der Zukunft

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Das Fraunhofer Innovationsnetzwerk FutureHotel hat die Zukunft der Beherbergungsbranche fest im Blick: Welche Technologien werden künftig für den Sektor relevant? Über welche Ausstattung muss ein Hotel in zehn Jahren verfügen, um zufriedene Gäste zu beherbergen? Mit unterschiedlichen Methoden ermittelt das multidisziplinäre Team Antworten auf diese Fragen und forscht intensiv zum Beispiel in den Bereichen Licht und Wellness.

Die Kernaufgabe ist es, Bedürfnisse zu ergründen. Danach geht es an die Entwicklung von Konzepten und deren Erprobung. Denn ohne eine praktische Testphase haben die wenigsten Ideen eine Chance, erklärt Diplom-Ingenieurin Vanessa Borkmann, Initiatorin des Verbundprojekts. „Wir arbeiten Hand in Hand mit Wirtschaftsunternehmen, unter anderem Hotels, um unsere Ideen in die Praxis zu überführen. Schließlich möchten wir, dass unser Tun nicht nur im Elfenbeinturm der Wissenschaft stattfindet“, bekräftigt die Projektleiterin. Das Netzwerk durchleuchtet verschiedenste Bereiche, frisch veröffentlicht sind Erkenntnisse zum Thema Bad und Wellness. „Sowohl das Hotelbad als auch der Spa-Bereich werden oft als technikfreie Zone wahrgenommen, in der es nur um Mensch und Körper geht.“ Das ist aber zu kurz gedacht, denn werden Technologien dort intelligent eingesetzt, können beide, Hotelier und Gast, profitieren. „Das heißt nicht, dass künftig Roboter durch jeden Wellnessbereich fahren“, verdeutlicht Vanessa Borkmann. „Vielfach geht es rein um Prozessoptimierung, wie zum Beispiel ein digitales Buchungsportal für Spa-Behandlungstermine einzurichten. So kann ich den Bedarf im Voraus erkennen und meine Mitarbeiter viel effektiver einplanen, um alle Terminwünsche abzudecken.“

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Licht wirkt visuell, emotional und biologisch. Human Centric Lighting (HCL) ist darauf ausgelegt, alle diese Komponenten bei der Lichtplanung zu berücksichtigen und dadurch langfristig die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit des Menschen zu fördern.

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"Die vermeintlich weit entfernte Zukunft ist immer näher, als man denkt."

Die Initiative FutureHotel wurde im Jahr 2007 von Dipl.-Ing. Vanessa Borkmann gegründet. Das Verbundprojekt holt regelmäßig Forschungsexperten und Wirtschaftspartner der Tourismusbranche an einen Tisch.

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Nachhaltigkeit unterstützen

Im Bad kann der Einsatz digitaler Technologien Ressourcen sparen und Nachhaltigkeit fördern. Das ist zum einen gut für die Bilanz, aber auch ein wichtiges Argument für Kunden, denn der Faktor Nachhaltigkeit hat heute ein großes Gewicht. „Nutze ich zum Beispiel Dusch- oder Waschtischarmaturen mit elektronischen Sensoren, kann ich viel Wasser sparen, ohne dass der Komfort der Gäste beeinträchtigt wird. Neben der bedarfsgerechten Steuerung spielt auch das Thema Smart Metering eine Rolle, denn mit intelligenten Mess-Einrichtungen bekomme ich einen genauen Überblick über meinen Verbrauch und wo Optimierungspotenzial besteht“, erläutert Borkmann. Das gilt vor allem für den Stromverbrauch, zum Beispiel bei der Beleuchtung.

Eine LED-Beleuchtung, die über Sensorik das Tageslicht misst und nur dann zuschaltet, wenn die Helligkeit nicht ausreicht, ist besonders sparsam. Ein Alternativkonzept ist die Lichtsteuerung nach Tageszeit, sodass zum Beispiel nachts um vier nur gedämpftes Licht im Bad beim Einschalten erstrahlt. Das sorgt gleichzeitig für entspannte Gäste. Natürlich muss diese Funktion aber auch pausiert werden können, denn das Housekeeping Team braucht hell erleuchtete Räume, egal zu welcher Uhrzeit. Nicht nur die Lichtstärke, auch die Lichtfarbe ist relevant. „Aus der Lichtforschung wissen wir, dass eine dynamische Beleuchtung Gesundheit und Verfassung positiv beeinflussen kann – Stichwort Human Centric Lighting (HCL). Gerade im Wellnessbereich, aber auch im Bad bietet sich enormes Potenzial, das Wohlbefinden und den Biorhythmus der Gäste damit gezielt zu unterstützen“, erklärt die Forscherin. Rötlich-warmes Licht mit einem geringen Blauanteil hat eine entspannende Wirkung, die für Wellnesseinrichtungen essenziell ist. Ein höherer Blauanteil hilft hingegen beim Wachwerden  die perfekte Unterstützung bei der morgendlichen Badroutine.

Experiment begeistert

Im Showcase des FutureHotel-Projekts in Duisburg wurden HCL-Lösungen bereits experimentell umgesetzt. „Dort konnten wir miterleben, wie beeindruckt die Besucher von den Lösungen waren. Menschen sind sofort begeistert. Im Nachgang haben wir entsprechende Studien durchgeführt und jetzt fehlen uns nur noch Partner, die diese Lösungen mit uns auch in der reellen Praxis testen“, ergänzt Borkmann. Damit hört die Forschungsarbeit im Bereich Bad und Wellness aber längst nicht auf. „Es gibt noch viele weitere interessante Themen. Zum Beispiel im Bereich innovativer Materialien“, berichtet Borkmann. „Dazu zählen zum Beispiel Produkte auf Algenbasis. Noch gibt es viele offene Fragen und es bleibt spannend für die Forschung.“ Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Projekts: Die vermeintlich weit entfernte Zukunft ist immer näher, als man denkt.

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Dieser Artikel ist Teil unseres Magazins "Welcome & Stay". Gerne können Sie sich dieses downloaden. Sie finden diesen Artikel auf den Seiten 12-13.

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